Das Kleingedruckte in der Körpersprache des Hundes mit Dr. rer. nat. Dipl. Ute Blaschke-Berthold
Beobachten und Interpretieren der Körpersprache des Hundes ist die Schlüsselqualifikation für jeden, der seinen Hund verstehen möchte. Verständnis ist hierbei nicht netter Selbstzweck, sondern Grundlage für eine erfolgreiche Erziehung und Führung jeden Hundes. Die Körpersprache des Hundes ist schön, komplex und enthält Unmengen an kleingedruckter Information. Es ist gerade dieses “Kleingedruckte”, das die großen Signale abändert, schwächt, verstärkt und betont.
Lange bevor ein Hund für uns deutlich reagiert, hat er im Kleingedruckten gezeigt, ob er meiden oder angreifen, in welche Richtung er sich wenden, in welches Körperteil er beißen und wie stark er reagieren wird. Wir hätten viel Zeit, um in den verschiedensten Situationen rechtzeitig zu reagieren. Wir hätten so viel Zeit, dem Hund Alternativen zu Angst und Aggression zu zeigen, würden wir dem Kleingedruckten die Bedeutung beimessen, die es hat.
Das Kleingedruckte, das sind Geschwindigkeit, Amplitude und Geometrie von Bewegungen. Es sind winzige Veränderungen der Kopf- und Augenbewegungen, der Atmung und der Spannung einzelner Muskelgruppen. Im Seminarvortrag erwarten Sie Fotos, Videos, Beobachtungsübungen und spannende Vortragseinheiten.
Körpersprache besteht aus Bewegungsmustern – Verhalten ist Bewegung – Kommunikation ist Bewegung, aber nicht jedes Verhalten ist Kommunikation!
In groben Zügen ist die Körpersprache des Hundes beschrieben. Doch uns fehlen noch viele Details! Gründe für diese Lücken sind:
- Große Vielfalt der Körperformen
- Wenige Beobachtungen ohne Interpretationsversuche
Wir müssen verschiedene Stufen der Wahrnehmung voneinander unterscheiden lernen. Was unsere Sinnesorgane an Informationen aufnehmen, was uns davon bewusst wird, wie wir es beschreiben und welche Folgerungen wir daraus ziehen. Letzteres wird auch Interpretation genannt und sollte nach Möglichkeit bewusst von dem Prozess des Beobachtens und Beschreibens getrennt werden.
Das ist ein großes Problem! Wir als Menschen interpretieren immer was wir wahrnehmen. Es ist anstrengend, das Interpretieren bewusst auszuschalten, aber es ist hilfreich, beim Sammeln und Auswerten von Daten über die Körpersprache des Hundes.
Hunde beobachten
Hunde beobachten, um sie besser verstehen zu können, problematischen Verhalten vorzubeugen und sich an ihnen zu erfreuen macht besonders viel Freude. Aber haben Hunde auch Freude daran, beobachtet zu werden? Manche Hunde schon – sie brauchen die Aufmerksamkeit ihrer Bezugsperson, stehen gerne im Mittelpunkt und haben kein Problem damit, intensiv angeschaut zu werden. Andere Hunde dagegen fühlen sich unwohl, werden sie intensiv beachtet und beobachtet. Anwesenheit und Verhalten des Beobachters beeinflussen das Verhalten des Beobachteten!
- beiläufig beobachten
- Beobachte in einer deeskalierenden Körperhaltung
- Gruppen von Beobachtern dürfen Hunde niemals einkreisen
Maré –
Der Vortrag ist in Teilbereichen für meinen Geschmack etwas langatmig. Trotzdem hat mir die aufgezeigte Vielfalt des sogenannten “Kleingedruckten” sehr gut gefallen. Liegt es an der Zeit, oder gibt es mehr Hundehalter als früher – ich weiß es nicht. Mir fällt nur auf, dass ich sehr vielen selbsternannten Hundetrainern begegne, die sich alle für irgendwelche Methoden der Hundeerziehung verkämpfen und leider gar nicht darauf achten, wie der eigene Hund mit ihnen kommuniziert. Vom “Kleingedruckten” ganz zu schweigen. Hier gibt der Vortrag wertvolle Hinweise, was und wie der Mensch lernen kann Hunde in den unterschiedlichsten Situationen zu beobachten. Mir hat es jedenfalls viel geholfen, meinen Hund noch besser zu verstehen. So konnte ich schon manche “kritische” Situation umgehen.
Deshalb volle Punktzahl und klare Empfehlung sich das Seminar anzuschauen, auch wenn es zeitweise eben etwas “trockene” Materie ist.